Landesrechnungshof überprüfte die geplante Generalsanierung der landwirtschaftlichen Fachschule Stiegerhof

veröffentlicht am 5. Juni 2024

Einleitung

Die Gebäude der landwirtschaftlichen Fachschule Stiegerhof sind großteils nicht mehr zeitgemäß. Das Land plant, diese durch eine Generalsanierung an aktuelle Standards anzupassen und zu erweitern. Der Kärntner Landesrechnungshof überprüfte die geplanten Neu- und Umbaumaßnahmen bei Schule, Internat und Gutsbetrieb.

Pressemitteilung

Die landwirtschaftliche Fachschule Stiegerhof in der Gemeinde Finkenstein ist eine von sieben landwirtschaftlichen Fachschulen in Kärnten. Sie bietet neben dem Fachbereich Landwirtschaft einen Schwerpunkt im Bereich Pferdewirtschaft an. Die Fachschule kooperiert mit der Kärntner Tourismusschule und führt auch externe Veranstaltungen durch.

Über das Projekt

Die Gebäude der Fachschule Stiegerhof wurden zuletzt von 1968 bis 1970 aus- und umgebaut. Die Bausubstanz der landwirtschaftlichen Fachschule und des Landesschulguts ist veraltet und viele Bereiche sind nicht mehr zeitgemäß. Gebäude unterschiedlichen Alters und Zustands sollen umgebaut sowie Gebäude neu errichtet werden. Die Baumaßnahmen sind für die Zeit von Juni 2024 bis Mai 2028 geplant.

Auf dem Stiegerhof gibt es zwei historisch bedeutende Gebäude: das denkmalgeschützte Herrenhaus, das im Jahr 1585 erstmals erwähnt wurde, und einen Rinderstall aus dem 18. Jahrhundert. Der Gewölbebereich des Rinderstalls aus dem 18. Jahrhundert soll für die Direktvermarktung repräsentativ genutzt werden. Für die Rinder, Ziegen und Schafe ist ein neuer Stall mit moderner Stalltechnik vorgesehen. Außerdem plant das Land eine Erweiterung des alten Pferdestalls und einen zusätzlichen Pferdestall. Eine neue Maschinenhalle und ein zentrales Heizhaus mit Hackgutheizung werden Schule und Stallungen ergänzen.

Teure Loggien

Das bestehende Schulgebäude wird in das neue dreigeschossige Schul- und Internatsgebäude integriert. Im ersten Obergeschoß sind vor den Klassenzimmern Loggien geplant. Sie sollen die Möglichkeit bieten, Pausen im Freien zu verbringen und als Sonnenschutz für die Klassenräume dienen. Der Unterricht an der Fachschule findet jedoch oft an anderen Orten am Areal statt. Zudem teilte der Bauphysiker mit, dass die Loggien die dahinterliegenden Räume nur bedingt vor Sonneneinstrahlung schützen würden. Der Landesrechnungshof erachtet die Loggien in Relation zum Nutzungszweck als zu kostenintensiv.

„Bei Zweckbauten wie Schulen sollte die Außenhülle kompakt geplant werden. So werden Baukosten, Energiebedarf und Klimabelastung optimiert“, sagt Landesrechnungshof-Direktor Günter Bauer.

Die Brüstungen der Loggien sind mit einer Stärke von rund 40 cm und der geringen Höhe von 89 cm geplant. Das stellt ein Sicherheitsrisiko dar: Schülerinnen und Schüler könnten die Brüstung als Sitzgelegenheit nutzen und stürzen.

Kosten-Nutzen-Aspekt berücksichtigen

Im Juli 2020 ging aus einem Architektenwettbewerb das Siegerprojekt für die Generalsanierung hervor. Die Jury entschied sich aufgrund der hohen architektonischen Qualität für ein Projekt, das bei den Schätzkosten im oberen Bereich lag. Das Land nahm den Vorschlag der Jury an, obwohl es ursprünglich die kostengünstigste Variante anstrebte.

„Wir empfehlen, den Kosten-Nutzen-Aspekt bereits beim Architekturwettbewerb stärker zu berücksichtigen“, sagt Direktor Bauer.

Bei der weiteren Planung konnte das Landesimmobilienmanagement den freigegebenen Kostenrahmen nicht einhalten und musste das Projekt redimensionieren. Die Flächen und Qualitäten wurden verringert und ursprünglich geplante Sanierungen verworfen. Trotzdem ist der genehmigte Kostenrahmen ausgeschöpft.

Baukosten

Aus steuerlichen Gründen teilt sich das Gesamtprojekt kostenmäßig in die Bereiche Schule und Landesschulgut. Die Schule ist weiters in das Internat und den Schulbereich unterteilt. Für das Internat und das Landesschulgut ist ein Vorsteuerabzug möglich. Deswegen enthalten die Baukosten dieser Bereiche keine Umsatzsteuer. Die Gesamtkosten betragen 46,82 Millionen Euro (inklusive anteiliger Umsatzsteuer).

Für die Kostenberechnung legte das Land Übersichtslisten und dazugehörige Detailunterlagen vor. Der Landesrechnungshof erachtet die Gliederung der vorgelegten Soll-Kosten-Berechnung als sehr komplex und dadurch fehleranfällig. Er empfiehlt, die Gliederung bei der Überführung in eine Kostenverfolgung zu vereinfachen, um Fehlern entgegenzuwirken.

Finanzierung

Das Land plante, die Baumaßnahmen sowie die zugehörige Planung aus dem Detailbudget Hochbau und Liegenschaften zu finanzieren. Die Einrichtung inklusive deren Planung sollte aus dem Detailbudget Landwirtschaftliche Berufs-, Fachschulen und Güter finanziert werden.